Heinzpeter Helberger zählt zu den interessantesten europäischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Kompositionstechnik erwächst aus der intensiven Auseinandersetzung mit der „Ars antiqua“, der „Ars nova“ und den Werken Johann Sebastian Bachs, mit „neueren“ Stilrichtungen und deren Vertretern Claude Debussy und Eric Satie sowie mit der Zwölftonmusik Josef Matthias Hauers und Othmar Steinbauers.
In den Jahren 1974-75 schreibt der Tiroler Komponist und Weltbürger Heinzpeter Helberger das Werk ,,Der große Ozean", eine ,,Musik für Chor, Kammerorchester und Klavier". (1) Neben der „Musik für gemischten Chor und Kammerorchester“ umfasst die Werkliste Helbergers zahlreiche Klavier- und Orgelwerke, sowie Kammermusik in verschiedensten Besetzungen und weitere Chorwerke, so z. B. die 1987 entstandene Komposition für Mezzospran und gemischten Chor „Aus dem Evangelium des Johannes“ (2) und eine Vertonung des „Vater unser“ (Komposition für gemischten Chor und Mezzosopran). (3) Hervorzuheben sind neben der „Symphonie für Streichquartett und Klavier“ eine „Musik für Violine und Klavier“, sowie drei Kompositionen für Klavier und Sopran nach Worten Goethes, Shakespeares, Whitmans, Dostoevskijs und Hesses. (4) Die Uraufführung des Chor- und Orchesterparts der Komposition „Der große Ozean“ steht noch aus. Der für Klavier geschriebene letzte Satz dieses Werks ist in der Interpretation von Andreas Helberger (Klavier) im Jahr 2009 auf CD erschienen. (5) Die alte europäische Musiktradition und die Poesie des chilenischen Nobelpreisträgers Pablo Neruda haben die Entstehung der vorliegenden Komposition beeinflusst. Entstanden ist eine filigrane hoch artifizielle Musik, die gleichzeitig dynamische Ton-Gemälde von höchster Qualität malt. Dieser Ozean ist auf keiner Landkarte zu finden, er erscheint als musikalisches Sinnbild von Geburt, Tod, Musik und Tanz.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die impressionistisch anmutenden Klangbilder der von Helberger entwickelten Tonsprache stellt seine Komposition ,,Gedanke an die Kathedrale von Chartres" (1986) dar, die Andreas Helberger in das Programm der anlässlich des 100. Geburtstages des Komponisten 2012 erschienenen CD ,,Gedanke an die Kathedrale von Chartres" aufgenommen hat. (6) In Helbergers Musik verschmilzt die europäische Tradition mit dem Jazz zu einem polyphonen Kosmos, der stets die unverkennbare „Handschrift“ des Komponisten trägt. Diese Musik wirkt auf den Zuhörer ähnlich kontemplativ wie die Meditationstechniken der ostasiatischen Philosophie.
Wer war der Schöpfer dieser Werke, in denen die europäische Musiktradition eine Fortsetzung und gleichzeitig einen Neuanfang findet? Heinzpeter Helberger wurde am 16. November 1912 in Frankfurt am Main als Sohn des Pianisten, Komponisten und Erfinders Bruno Helberger und dessen Frau Else geboren. Helberger studierte bis 1932 Klavier, Querflöte und Musiktheorie an der Akademie für Tonkunst in München. Nach dem Kapellmeisterstudium folgten Anstellungen als Korrepetitor an der Dresdener Staatsoper (unter Karl Böhm) und an den Städtischen Bühnen Münster/Westfalen (unter Hans Rosbaud) sowie zahlreiche Konzertauftritte als Pianist im In- und Ausland. 1934 heiratete er Ruth Frobenius (die Tochter des Afrika-Forschers Leo Frobenius), die ihm zwei Kinder, Sebastian (geb. 1937) und Angelika (geb. 1940), gebar. Das Frühwerk Helbergers, der den Zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe und bei den Bodentruppen in Jugoslawien verbringen musste, wurde während eines Bombenangriffs in Dresden zerstört.
Nach dem Krieg kam Helberger nach Österreich, wo er sich mit seiner zweiten Frau, der gebürtigen Russin Helene Uschakow, zunächst in St. Veit an der Glan (Kärnten) niederließ. Helberger hatte die Tochter eines zaristischen Richters und einer Pianistin und Harfinistin während des Zweiten Weltkriegs in Belgrad kennengelernt. 1917 war sie gemeinsam mit ihrer Familie über Odessa nach Jugoslawien geflüchtet. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Andreas, der ebenfalls die musikalische Laufbahn eingeschlagen hat. Von 1948 bis 1956 war Heinzpeter Helberger als Lehrer für Klavier, Querflöte und Musiktheorie am Klagenfurter Landeskonservatorium angestellt. 1956 übersiedelte er nach Tirol, wo er bis 1977 am Konservatorium der Stadt Innsbruck wirkte. In dieser Zeit entstand eine Reihe von Kompositionen, in denen er eine neue Tonsprache entwickelte. 1968 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Republik Österreich der Titel Professor h.c. verliehen. Bis zu seinem Tod am 5. 3. 1998 lebte er als Komponist in Wörgl.
Weiterführende Informationen zum kompositorischen Werk und zu CD-Aufnahmen von Werken Heinzpeter Helbergers finden Sie unter dem Link
Neuerscheinung des Helberger-Verlags: CD anlässlich des 100. Geburtstags von Heinzpeter HelbergerWeiterführende Informationen zum kompositorischen Werk und zu CD-Aufnahmen von Werken Heinzpeter Helbergers finden Sie unter dem Link
Martina Helberger
Kontakt: Helberger-Verlag e.U. Wörgl/Tirol. E-Mail: helberger.verlag@gmail.com
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Anmerkungen:
1) Heinzpeter Helberger: ,,Der große Ozean. Musik zu Pablo Nerudas gleichnamigem Gedicht in der deutschen Übersetzung von Erich Arendt für gemischten Chor und Kammerorchester (1974–75). Faksimileausgabe aus dem Nachlass des Komponisten“.Helberger-Verlag 2011. ISBN: 978 – 3 – 9502534 – 1 – 2.
2) Heinzpeter Helberger: „Aus dem
Evangelium des Johannes. Musik für gemischten Chor und Mezzosopran“.
Wörgl (= Eigenverlag) 1988.
3) Eine Interpretation dieses vom
Tiroler Kammerchor Wörgl uraufgeführten Werks befindet sich auf der
1990 erschienen CD „Musik 1960–1989“. Helberger hat dieses Werk im Jahr
1985 komponiert. Einleitende Worte: Josef Sulz. Hrsg. von Gerhard Crepaz. Hall i. Tirol. Austria (=
Studienzentrum für neue Musik) 1990. Aufgenommen im ORF-Studio Tirol. Diese CD enthält Werke für Kammerchor,
Violine, Klavier, Klarinette, Gitarre, Vibraphon und Gesang.
4) Siehe ,Musik 1960 -1989“.(Anm. 3).
4) Siehe ,Musik 1960 -1989“.(Anm. 3).
5) „Der große Ozean.
Drei Musiken für Klavier von Heinzpeter Helberger“. Aufgenommen im
ORF-Landesstudio Tirol von Josef Laube und Wolfgang Praxmarer am 22. November
2008. Hrsg. von Andreas und Martina Helberger. Booklet-Text von Thomas
Nußbaumer. Erstausgabe. Innsbruck 2009. ISBN: 978 – 3 – 9502534 – 0 – 5. Diese
CD enthält folgende Werke: ,Musik für Klavier' (1997), ,Musik für Klavier'
(1983), ,Musik für Klavier' (1974). Letzter Satz des Werks für gemischten Chor
und Kammerorchester „Der große Ozean“. Klavier: Andreas Helberger.
6) ,,Gedanke an die Kathedrale von Chartres". CD-Produktion mit Kompositionen von Heinzpeter Helberger anlässlich seines 100. Geburtstags. Klavier: Andreas Helberger. Gesamtkoordination und einleitende Worte von Martina Helberger. Aufgenommen im Konservatoriumssaal der Stadt Innsbruck am 7. Oktober 2012. Wörgl (= Helberger-Verlag e.U.) 2012.
Letzte Aktualisierung: November 2018
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Alfred Helberger: ,,Das Meer" |